Mid3Sitzung011: Unterschied zwischen den Versionen
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Beowulf jedoch beeindruckte das Gewisper überhaupt nicht. Er zerrte seine Gefährten vom Baum weg in den Schnee, wodurch sie wieder zu sich kamen. "Beowulf", versuchte Tam auf ihn einzureden, "laß uns doch diese Mütze Schlaf nehmen. Der Geist in mir sagt, daß uns hier keine Gefahr droht." Widerstrebend läßt Beowulf sich auf den Versuch ein und legt sich nun ebenfalls auf die wunderbar weiche Wiese. Bald waren alle eingeschlafen. | Beowulf jedoch beeindruckte das Gewisper überhaupt nicht. Er zerrte seine Gefährten vom Baum weg in den Schnee, wodurch sie wieder zu sich kamen. "Beowulf", versuchte Tam auf ihn einzureden, "laß uns doch diese Mütze Schlaf nehmen. Der Geist in mir sagt, daß uns hier keine Gefahr droht." Widerstrebend läßt Beowulf sich auf den Versuch ein und legt sich nun ebenfalls auf die wunderbar weiche Wiese. Bald waren alle eingeschlafen. | ||
+ | Aasa träumte von einem Schiff, daß sie eigenhändig zusammenbaute und dann damit in See stach. Deutlich spürte sie die Präsenz Fjörgynns, wie er sie in ihren ureigensten Fähigkeiten bestärkte. Doch bald war da noch jemand anders: der listenreiche Kjull! Er redete ihr ein, sich nicht selbst zu unterschätzen. Sie habe schon so viel erreicht, und noch viel mehr Heldentaten stünden ihr bevor. Aases Gedanken schweiften in die Ferne, bis sie auf Arkadjol, ihren Blutsbruder trafen, der immer noch tapfer gegen Vampire, die im Sonnenlicht wandelten, zu kämpfen hatte. Es gab da also tatsächlich noch etwas zu erledigen. Der Sonnenadler und der schwarze Drache kreisten um sie, als sie erwachte. | ||
+ | Beowulf fand sich im Traum auf einer nebligen Ebene. Asvargr kam donnernd angeritten, mit viel Getöse, Blitz und Donner, in der Hand seine gewaltige Streitaxt, thronend auf seinem ebenso gewaltigem Streitroß. Ganz ruhig und bescheiden stand da aber auch Kjull in der Nähe. Die beiden Götter fangen an, sich zu streiten, wem Beowulf wohl treuer ergeben sei. Asvargr betonte, was für eine tapferer und furcherregender Kämpfer Beowulf sei, aber Kjull führte ins Feld, wie sehr Bewulf sich an hinterlistiger Zauberei erfreue. Asvargr behauptete, daß dieses ständige Blitzschleudern, zu dem Kjull seinen Schützling ermächtigt hätte, schon arg sehr an Seidzeug erinnere, was Kjull auch gar nicht völlig von sich weisen konnte. Der Streit wogte hin und her, bis Beowulf leicht verstört aufwachte. | ||
− | + | Tam galoppierte in seinem Traum über die endlose Steppe, auf seinem treuen Tupfer. Er spürte den Atem des großen Pferdetotems Ajarruk gleich links neben sich. Doch auf einmal war da auch jemand zu seiner Rechten: Sindiel reitete dort, mit einem Lächeln auf den Lippen. Der Moraviseda umwehte die ganze Gruppe. Immer mehr verschwammen die Konturen und gingen schließlich ineinander über. Mit einem tiefen Gefühl der (Wieder-)Vereinigung erwachte Tam. | |
− | + | Claves fand sich in einem lichten mondbeschienenen Wald wieder. Ruhigen Schrittes lief er ein paar Schritte. Ein kleiner Schwarm Tauben flog auf. Das Wäldchen trotzte nur so von Lebenskraft. Aber hinter all dieser Kraft der Natur lauerte etwas Dunkles. Irgendwo wartete die Hölle. Sie konnte nicht weit sein, und größte Vorsicht war allzeit geboten... | |
− | + | Nach etlichen Stunden war endlich auch der letzte wieder aufgewacht. Soger Ari schien aufregende Träume gehabt zu haben. Der Sehende Schlüssel war jedoch gar nicht amüsiert. Er wollte weiter, so schnell wie möglich, und wies die Schlüsselträger in Richtung einer uralten Steinbrücke. | |
− | + | Diese Brücke war sechs Schritt breit und zehn Schritt lang und überspannte einen ausgetrockneten Graben, der fugenlos mit Stein ausgekleidet und zweifelsohne künstlich angelegt worden war. Hinter dem Graben waren Reste einer Festungsmauer zu erkennen. Das jenseitige Ende der Brücke war gesäumt von den Resten zweier Säulen und den darin eingelassenen Türangeln, die irgendwie zerschmolzen aussahen. Eine gewaltige heiße Feuersbrunst muß hier vor langer Zeit gewütet haben. Als Beowulf an die Säulen herantrat, leuchteten verschiedene Symbole orange auf - die Symbole der Zwergengötter: Mahals Kupferkrone, Zornals flammende eiserne Hand, Lisdahis Mondscheibe und Torkins Hammer und Amboß. | |
− | + | Die Gruppe wanderte hinter der Brücke einen kaum noch erkennbaren Weg weiter. Links und rechts des Weges breiteten sich Ruinenfelder aus. Besonders auffällig dabei die zersplitterten Fundamente von etwas, das wohl mal ein kristallener Turm war. Die Gruppe teilte sich auf, um nach weiteren Besonderheiten zu suchen. Es fanden sich noch mehr Reste von Kristalltürmen, jeweils an den Rändern der ehemaligen Siedlung. An dem der Brücke gegenüberliegenden Ende waren die Kristallfundamente sogar mit Sternensilberadern durchzogen. Neben diesem besonderen Turm stand ein weiterer Turm, diesmal jedoch aus einem dunkelgrauen Stein, aber ebenfalls mit Sternensilber durchsetzt. In derselben Gegend der Stadt fand Aase einen kreisrunden Platz, wohl ehemals der Innenraum eines runden Gebäudes, der frei von Schutt gehalten worden war und eine Falltür aufwies, die nicht nur aufgrund des recht neu aussehenden Bronzerings so aussah, als ob sie sich regelmäßiger Benutzung erfreut hätte. | |
− | + | Die Gefährten machten sich nun aber erstmal über das von Beowulf zubereitete Essen her, bevor die Falltür bei Sonnenuntergang einer genaueren Untersuchung unterzogen wurde. Unter der Falltür befand sich ein runder Raum. So perfekt rund, daß er künstlich sein mußte, jedoch sahen seine Wände wie natürlicher Stein aus. In der Mitte des Raumes befanh sich die Statue eines Zwergen, der auf einen Amboß schlug. Der Sockel der Statue war von einem einen Meter hohen Ring aus Flammen umgeben, die für flackerndes Licht sorgten. Entlang der Außenwand führte eine Wendeltreppe hinunter zum Boden der Halle. Über diese Treppe gingen die Gefährten nun hinunter. Durch einen Torbogen führte ein Gang aus der Halle hinaus. Claves entdeckte Zwergenrunen auf diesem Torbogen, die Beowulf souverän als Lobpreisungen für Torkin interpretierte. | |
− | - | + | Die Gruppe folgte dem Gang, der sich nach wenigen Metern T-förmig verzweigte. Viele Kammern und kleinere Gänge zweigten von den breiten Hauptgängen ab. Offenbar handelte es sich um vor langer Zeit verlassene Wohnanlagen. Viele der Räume waren sogar mittels milchglasartiger Oberlichter natürlich beleuchtet. Die Sonne war aber bereits untergegangen, so daß Claves seine Laterne entzündete. Die Gefährten durchsuchten eine ganze Weile das Ganggewirr der Wohnanlage. Der Sehende Schlüssel wollte partout in eine bestimmte Richtung, in die aber zumeist keiner der Gänge führte. Als plötzlich ein riesiges Spinnennetz im Laternenlicht glitzerte, hinter dem vier schweinegroße Spinnen herumkrabbelten, waren die Schimpftiraden des Sehenden Schlüssels schnell vergessen. Blitzschnell zogen die Gefährten ihre Waffen. Während Aasas Axt drohend die Luft durchschnitt und selbst Tam - sichtlich bemüht, gefährlich zu erscheinen - seinen Dolch vor sich hielt, splitterte der Chitinpanzer der vordersten Spinne bereits unter Claves' magischer Klinge. Nur Bruchteile einer Sekunde später schlugen Beowulfs Blitze ein. Die Spinnen wichen erschrocken zurück. Claves sprang mutig vor, beim darauf folgenden Hieb prallte sein Dolch aber ungünstig am Chitinpanzer ab und fiel ihm vor die Füße. Aasa und Tam kamen gar nicht mehr zum Zuschlagen, so schnell verschwanden die Spinnen nun im Gang. |
− | + | Nach dem Erkunden einiger weiterer Sackgassen war die Gruppe schon fast wieder am Ausgangspunkt angelangt, als sie eine etwas größere bewohnte Kammer entdeckten. Ein uralter Zwerg mit einer ehrfuchteinflößenden Ausstrahlung stand gerade von seiner Pritsche auf. Auf Dvarska wechselte er ein paar Worte mit dem polyglotten Beowulf. Dann aber bekam er offenbar mit, daß Moravisch von den Gästen besser verstanden wurde. Er wechselte auf makelloses Moravisch und stellte sich nun der ganzen Gruppe vor. Er hieß Thror Gabelbart und hütete hier das Feuer Torkins, bis die Zwerge zurückkämen, um wieder in Kuz Alhadur zu wohnen. Die Gefährten erfuhren noch etwas: "Oh ja, vor vielen Jahren kam hier ein junger Zwerg namens Varos Steinmalmer an. Er schien recht ambitioniert, aber ich weiß gar nicht, was aus ihm geworden ist." | |
− | + | Aasa zeigte Thror das steinerne Blatt des Moraviseda. Thror war gleichzeitig verwundert und erfreut über die sonderbare Aura des Blattes, konnte aber ansonsten nicht weiterhelfen. Er wies der Gefährten allerdings den Weg zum Festsaal. | |
− | - die | + | Mit Thrors Anweisungen fand die Gruppe schnell den Weg durch das Ganglabyrinth und gelangte auf die Galerie einer riesigen Halle - ganz offensichtlich der Festsaal. An den steinernen Tafeln hatten bestimmt gut 500 Zwerge Platz gehabt zum Essen und Feiern. Mehrere Wendeltreppen führten von der Galerie auf den Boden des Festsaals, wo sich eine große kreisrunde Einlegearbeit aus Sternensilber fand. Krallenspuren zeugten von erfolglosen Bemühungen, das Sternensilber herauszureißen. Drei Ausgänge führten auf der Ebene des Hallenbodens aus dem Festsaal heraus. Außerdem gab es vier weitere Wendeltreppen am Rand und eine große Freitreppe in der Mitte der Halle, die weiter in die Tiefe führten. |
− | + | Auf Vorschlag Aasas schlug die Gruppe im Festsaal ihr Nachtlager auf. Aus mitgebrachten Holzpflöcken wurde eine kleines Lagerfeuer enrzündet, und die Wachen wurden eingeteilt. Tam übernahm die erste, und nach ein oder zwei ereignislosen Stunden hörte er ein sirrendes Geräusch aus der Richtung des schlafenden Claves. Silbrige Fäden blitzten im roten Licht der Glut des Lagerfeuers auf. Claves wurde von irgendwelchen Spinnenwesen nach oben auf die Galerie gezogen! Tam schlug Alarm und rannte zu Claves, um gerade noch rechtzeitig die Fäden zu durchschneiden. Tam fing Claves gekonnt auf, aber nun lag jener völlig hilflos eingesponnen auf dem Boden. Beowulf und Aasa packte die Wut der Waelinger. Beowulf fuchtelte angsteinflößend mit den Armen, während Aasa mit gezückter Axt und wogendem Busen zur Galerie hinaufrannte. All dies war offenbar genug, um die Spinnen umgehend in die Flucht zu schlagen. Aasa gesellte sich grummelnd zu den übrigen Gefährten, die nun versuchten, Claves' Kokon aus Spinnenseide am Feuer zu trocknen. Tam setzte seine Wache fort, und die anderen versuchten, wieder einzuschlafen. | |
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− | + | Doch die nächste Störung ließ nicht lange auf sich warten. Tapsend kamen fünf grob menschenähnliche Wesen aus einem der Seitenausgänge. Tam zog sich in den Schatten zurück, um die Neuankömmlinge mit ihren klauenbewehrten Händen und ihrer eisblauen Haut unbemerkt zu beobachten. Sie redeten in einer Sprache, die entfernte Verwandschaft zum Läinischen, Tams Muttersprache, hatte. Da wurde Tam klar, daß es sich hier um Eistrolle handeln mußte. Bisher hatte er von den Eistrollen nur aus den Erzählungen seines Volkes gehört. Zum Glück waren diese Eistrolle in keinster Weise mit den fürchterlichen echten Trollen zu vergleichen. Geradezu posierlich nähertenn sie sich plappernd dem Lagerfeuer und entdeckten dann auch Tam. Tam bellte ein kurzes "Aufwachen!", um seine Gefährten zu wecken. Die Trolle machten sich unterdessen am Gepäck zu schaffen. Sie entdeckten die Reisekasse und wollten sich damit aus dem Staub machen. Nach einigen Verhandlungen und Drohungen gaben sie sich aber mit einem Taschenspiegel zufrieden und trollten sich. | |
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===6. Tag im Luchsmond === | ===6. Tag im Luchsmond === | ||
− | + | Gen Mitternacht beschlossen die Gefährten, daß der Festsaal ein ungeeigneter Ort für eine ungestörte Nachtruhe war, und brachen daß Lager ab. Über die Freitreppe ging es noch tiefer unter die Erde. Angenehmerweise wurde es etwas wärmer. Die Temperatur war jetzt deutlich über dem Gefrierpunkt. | |
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− | + | Die Treppe endete in einen 10m mal 10m großen Raum, der von einer Statue des Mahal eingenommen wurde. Die Statue war von Gebetsmulden gesäumt, in der die Zwerge beim Beten niederknieten. Der Andachtsraum hatte einen Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite, durch den die Gefährten rasch weiterzogen. | |
− | + | Nach wenigen Metern gelangten sie in einen weiteren, noch größeren Raum, von dem in alle vier Himmelsrichtungen Gänge wegführten und in dessen Mitte eine brennende Laterne stand. Marmorne Halbsäulen an den Wänden waren mit Zwergengesichtern bemalt, von denen allerdings etliche durch obszöne Koboldsschmierereien entstellt worden waren. An einem der Ausgänge standen drei Zwerge Wache. Die Gefährten begrüßten sie, und offenbar waren ihnen die Zwerge freundlich gesinnt. Man stellte sich einander vor. Die Zwerge gehörten zu einer größeren Gemeinschaft von etwa 30 Mitgliedern, die Kuz Alhadur wieder aufbauen wollten. | |
− | + | Die Zwerge brachten die Gefährten in ihr Lager. Diese Gegend der unterirdischen Stadt enthielt ebenfalls alte Wohnanlagen, allerdings wesentlich großzügiger angelegte. Einige der alten Wohnräume hatten die Zwerge wieder instandgesetzt. In einer zur Gemeinschaftsküche ausgebauten Halle wurde den Gefährten Bier gereicht, während die Zwerge ihre Anführer verständigten. | |
− | + | Nach einiger Zeit betraten zwei herrschaftliche Zwerge die Küche. Der ältere hieß Varos Steinmalmer. Er war in einen aus Schuppen des Tunnelwurms gefertigten Chitinpanzer gekleidet und mit einem großem Kriegshammer bewaffnet. Auf dem Kopf hatte er eine roh geschmiedete Krone. Seine mächtigen Muskelpakete konnten mit denen von Beowulf mithalten. Der jüngere Zwerg hieß Forn Wandelstern, ein Torkinpriester mit etwas hochmütiger Miene. | |
− | + | Es entspann sich ein längeres Gespräch, in dessen Verlauf den Zwergen der Sehende Schlüssel präsentiert wurde, durch den auch sie nur hindurchgreifen konnten. Varos wirkte etwas gierig. Schließlich erzählte er von einer Barriere, die seiner Vermutung nach mit dem Sehenden Schlüssel aufgeschlossen werden konnte. Man beschloß, gemeinsam zu dieser Barriere vorzustoßen - aber erst nach einem zünftigen Zwergenmahl und einigen Mützen Schlaf. | |
− | + | Es muß etwa zehn Uhr morgens gewesen sein, als sich die Gefährten, Varos, Forn und acht weitere Zwergenkrieger auf den Weg zur Barriere machten. Die Zwerge führten sie durch weitere, den anderen zwergischen Göttern geweihte Andachtshallen, nicht ohne vor Eiselementarwesen namens Isingar zu warnen, die sich in einem benachbarten Distrikt breitgemacht hatten. Die Halle der Lishadi enthielt eine umgestürzte Statue, hinter der sich eine aufgebrochene (nun nicht mehr) geheime Tür befand. Durch diese Tür zog die ganze Gruppe nun, die Zwergenkrieger voran, tiefer und tiefer in die Minen. Dabei wurde es immer heißer, bis allen der Schweiß auf der Stirn stand. | |
− | + | Kurz vor dem Ende des langen Ganges kam es zu einem Kampf mit Spinnen. Die Zwerge vertrieben die Spinnen ohne größere Probleme, allerdings war ein Zwerg gebissen worden und litt nun sichtlich am Spinnengift. Tam heilte ihn scheinbar mühelos, was die Zwerge sehr beeindruckte. Offenbar waren sie derartiges von ihren Priestern nicht gewohnt... | |
− | + | Schließlich kam die Gruppe an ein aufgebrochenes Tor. Dahinter betraten sie einen Teil dar Anlage, der sich architektonisch deutlich von allem bisher Gesehenen unterschied. Alles wirkte sehr alt und sehr fremh. Beowulf brummte etwas über Arracht, und Aasa blickte etwas komisch. Bei dem großen Raum hinter dem Tor schien es sich um ein Laboratorium zu handeln, angefüllt mit den seltsamsten Gerätschaften, die dem Uneingeweihten nur Rätsel aufgaben. Unter der Decke hing ein riesiger Foliant an silbernen Ketten. Beowulf vollführte wieder einmal seltsame Gesten und murmelte etwas in seinen Bart, woraufhin der Foliant sich langsam senkte. Man konnte nicht direkt blättern in dem gewaltigen Buch, aber wenn man nur an ein bestimmtes Thema dachte, blätterte das Buch von allein an eine bestimmte Stelle, und die bis dahin leeren Seiten füllten sich auf geheimnisvolle Art und Weise mit Buchstaben. Der Text war mit Elfenrunen in einer altertümlichen Elfensprache geschrieben, die sogar Beowulf mit all seinen Kenntnissen des Eldalyn und des Hochcoraniaid den Schweiß auf die Stirn trieb. Forn blickte ob all dieser Experimente immer noch recht finster drein. | |
− | + | Die nächsten Stunden blätterte und las Beowulf fieberhaft in dem Folianten und versuchte, den fremden Worten Sinn abzuringen. Die Gefährten erinnerten sich dabei an die Visionen, die die Enträtselung des sehenden Schlüssels begleitet hatten. Alles zusammen ergab so etwas wie ein Bild: Eine sogenannte Norne namens Hakhaba wache über die Zwergenstadt Kuz Alhadur. Sie sei die uralte Dienerin eines "Geistes der Freiheit". Ihr Volk, die Arracht, seien die erstgeborenen Kinder des Geistes der Freiheit, und sie selbst eines der ersten, ältesten und mächtigsten seiner Wesen. Der Geist der Freiheit selbst sei nur die erste von insgesamt sechs Urmächten, die mit verschiedenen Farben und Elementen assoziiert würden. So nenne man den Geist der Freiheit auch den "Blauen Herr". Sein Element sei die Luft. Die anderen fünf Urmächte, also der gelbe, der grüne, der rote, der schwarze und der weißer Herr, hätten sich irgendwann gegen den Geist der Freiheit verbündet und ihn zu Unrecht gefangen gesetzt. | |
− | + | Beowulf schossen nun ungute Vermutungen über das Unheil, was hinter der Barriere wohl warten würde und was mit dem sehenden Schlüssel freigesetzt werden könnte... Waren die Gefährten kurz davor, einen fürchterlichen Fehler zu begehen? Über deren ursprüngliche Probleme, nämlich die im Sonnenlicht wandelnden Vampire und die blaue Kugel Mizquitotls, hatten sie immer noch rein gar nichts herausgefunden. Der Foliant schien nur Informationen bis zu einem gewissen Zeitpunkt zu erhalten, der weit in der Vergangeheit lag. Und die Visionen deuteten darauf hin, daß damals ein Bann auf diese Stätte gelegt wurde... |
Aktuelle Version vom 29. Dezember 2011, 18:16 Uhr
Datum: | 13.11.2011 |
Dauer: | 5h |
Spielleiter: | Björn |
Spieler: | Nina: Aasa (Se Gr9), Harry: Beowulf (GHx Gr9), Nicky: Claves (Wa Gr7), Hajo: Tam-Ceren (Hl Gr4) |
Szenario: | Das Land das nicht sein darf (Alexander Huiskes) |
Beginn (Spielwelt): | 05.02.2415, morgens |
Ende (Spielwelt): | 06.02.2415, 12:00 mittags |
Inhaltsverzeichnis
Realwelt
Experiment fürs Protokoll: Live-Mitschreiben am Notebook.
Spielwelt
5. Tag im Luchsmond (Fortsetzung)
Steinerne Pfosten leiteten die Vier (nebst Hund Ari!) entlang eines verschneiten, uralten Pfades von der Landestation weg den Südwesten. Der Weg führte durch ein verschneites Tal, durchaus schön anzusehen, aber irgendwie bar allen Lebens. Doch schon nach wenigen Minuten gemächlichen Marschierens kam ein wunderwoller Baum in Sicht, auf der Kuppe eines sanften Hügels, die seltsamerweise nicht von Schnee, sondern von dichtem grünen Gras bedeckt war.
Beim Näherkommen entdecken die Wanderer sogat Sternenblumen auf der Wiese. Der Stamm des Baumes glänzte wie von Goldstaub überzogen, und in der Blätterkrone funkelten und tanzten silberne Lichter wie Sterne. Aasa, Claves und Tam bemerkten ein einschläferndes Wispern und näherten sich dem Baum schlaftrunken immer mehr. Der Tam innewohnende Moraviseda vermittelte seinem Wirt ein Gefühl der Glückseligkeit und bestärkte Tam somit noch, sich der Versuchung hinzugeben und friedlich am Fuße des Baumes zu entschlummern.
Beowulf jedoch beeindruckte das Gewisper überhaupt nicht. Er zerrte seine Gefährten vom Baum weg in den Schnee, wodurch sie wieder zu sich kamen. "Beowulf", versuchte Tam auf ihn einzureden, "laß uns doch diese Mütze Schlaf nehmen. Der Geist in mir sagt, daß uns hier keine Gefahr droht." Widerstrebend läßt Beowulf sich auf den Versuch ein und legt sich nun ebenfalls auf die wunderbar weiche Wiese. Bald waren alle eingeschlafen.
Aasa träumte von einem Schiff, daß sie eigenhändig zusammenbaute und dann damit in See stach. Deutlich spürte sie die Präsenz Fjörgynns, wie er sie in ihren ureigensten Fähigkeiten bestärkte. Doch bald war da noch jemand anders: der listenreiche Kjull! Er redete ihr ein, sich nicht selbst zu unterschätzen. Sie habe schon so viel erreicht, und noch viel mehr Heldentaten stünden ihr bevor. Aases Gedanken schweiften in die Ferne, bis sie auf Arkadjol, ihren Blutsbruder trafen, der immer noch tapfer gegen Vampire, die im Sonnenlicht wandelten, zu kämpfen hatte. Es gab da also tatsächlich noch etwas zu erledigen. Der Sonnenadler und der schwarze Drache kreisten um sie, als sie erwachte.
Beowulf fand sich im Traum auf einer nebligen Ebene. Asvargr kam donnernd angeritten, mit viel Getöse, Blitz und Donner, in der Hand seine gewaltige Streitaxt, thronend auf seinem ebenso gewaltigem Streitroß. Ganz ruhig und bescheiden stand da aber auch Kjull in der Nähe. Die beiden Götter fangen an, sich zu streiten, wem Beowulf wohl treuer ergeben sei. Asvargr betonte, was für eine tapferer und furcherregender Kämpfer Beowulf sei, aber Kjull führte ins Feld, wie sehr Bewulf sich an hinterlistiger Zauberei erfreue. Asvargr behauptete, daß dieses ständige Blitzschleudern, zu dem Kjull seinen Schützling ermächtigt hätte, schon arg sehr an Seidzeug erinnere, was Kjull auch gar nicht völlig von sich weisen konnte. Der Streit wogte hin und her, bis Beowulf leicht verstört aufwachte.
Tam galoppierte in seinem Traum über die endlose Steppe, auf seinem treuen Tupfer. Er spürte den Atem des großen Pferdetotems Ajarruk gleich links neben sich. Doch auf einmal war da auch jemand zu seiner Rechten: Sindiel reitete dort, mit einem Lächeln auf den Lippen. Der Moraviseda umwehte die ganze Gruppe. Immer mehr verschwammen die Konturen und gingen schließlich ineinander über. Mit einem tiefen Gefühl der (Wieder-)Vereinigung erwachte Tam.
Claves fand sich in einem lichten mondbeschienenen Wald wieder. Ruhigen Schrittes lief er ein paar Schritte. Ein kleiner Schwarm Tauben flog auf. Das Wäldchen trotzte nur so von Lebenskraft. Aber hinter all dieser Kraft der Natur lauerte etwas Dunkles. Irgendwo wartete die Hölle. Sie konnte nicht weit sein, und größte Vorsicht war allzeit geboten...
Nach etlichen Stunden war endlich auch der letzte wieder aufgewacht. Soger Ari schien aufregende Träume gehabt zu haben. Der Sehende Schlüssel war jedoch gar nicht amüsiert. Er wollte weiter, so schnell wie möglich, und wies die Schlüsselträger in Richtung einer uralten Steinbrücke.
Diese Brücke war sechs Schritt breit und zehn Schritt lang und überspannte einen ausgetrockneten Graben, der fugenlos mit Stein ausgekleidet und zweifelsohne künstlich angelegt worden war. Hinter dem Graben waren Reste einer Festungsmauer zu erkennen. Das jenseitige Ende der Brücke war gesäumt von den Resten zweier Säulen und den darin eingelassenen Türangeln, die irgendwie zerschmolzen aussahen. Eine gewaltige heiße Feuersbrunst muß hier vor langer Zeit gewütet haben. Als Beowulf an die Säulen herantrat, leuchteten verschiedene Symbole orange auf - die Symbole der Zwergengötter: Mahals Kupferkrone, Zornals flammende eiserne Hand, Lisdahis Mondscheibe und Torkins Hammer und Amboß.
Die Gruppe wanderte hinter der Brücke einen kaum noch erkennbaren Weg weiter. Links und rechts des Weges breiteten sich Ruinenfelder aus. Besonders auffällig dabei die zersplitterten Fundamente von etwas, das wohl mal ein kristallener Turm war. Die Gruppe teilte sich auf, um nach weiteren Besonderheiten zu suchen. Es fanden sich noch mehr Reste von Kristalltürmen, jeweils an den Rändern der ehemaligen Siedlung. An dem der Brücke gegenüberliegenden Ende waren die Kristallfundamente sogar mit Sternensilberadern durchzogen. Neben diesem besonderen Turm stand ein weiterer Turm, diesmal jedoch aus einem dunkelgrauen Stein, aber ebenfalls mit Sternensilber durchsetzt. In derselben Gegend der Stadt fand Aase einen kreisrunden Platz, wohl ehemals der Innenraum eines runden Gebäudes, der frei von Schutt gehalten worden war und eine Falltür aufwies, die nicht nur aufgrund des recht neu aussehenden Bronzerings so aussah, als ob sie sich regelmäßiger Benutzung erfreut hätte.
Die Gefährten machten sich nun aber erstmal über das von Beowulf zubereitete Essen her, bevor die Falltür bei Sonnenuntergang einer genaueren Untersuchung unterzogen wurde. Unter der Falltür befand sich ein runder Raum. So perfekt rund, daß er künstlich sein mußte, jedoch sahen seine Wände wie natürlicher Stein aus. In der Mitte des Raumes befanh sich die Statue eines Zwergen, der auf einen Amboß schlug. Der Sockel der Statue war von einem einen Meter hohen Ring aus Flammen umgeben, die für flackerndes Licht sorgten. Entlang der Außenwand führte eine Wendeltreppe hinunter zum Boden der Halle. Über diese Treppe gingen die Gefährten nun hinunter. Durch einen Torbogen führte ein Gang aus der Halle hinaus. Claves entdeckte Zwergenrunen auf diesem Torbogen, die Beowulf souverän als Lobpreisungen für Torkin interpretierte.
Die Gruppe folgte dem Gang, der sich nach wenigen Metern T-förmig verzweigte. Viele Kammern und kleinere Gänge zweigten von den breiten Hauptgängen ab. Offenbar handelte es sich um vor langer Zeit verlassene Wohnanlagen. Viele der Räume waren sogar mittels milchglasartiger Oberlichter natürlich beleuchtet. Die Sonne war aber bereits untergegangen, so daß Claves seine Laterne entzündete. Die Gefährten durchsuchten eine ganze Weile das Ganggewirr der Wohnanlage. Der Sehende Schlüssel wollte partout in eine bestimmte Richtung, in die aber zumeist keiner der Gänge führte. Als plötzlich ein riesiges Spinnennetz im Laternenlicht glitzerte, hinter dem vier schweinegroße Spinnen herumkrabbelten, waren die Schimpftiraden des Sehenden Schlüssels schnell vergessen. Blitzschnell zogen die Gefährten ihre Waffen. Während Aasas Axt drohend die Luft durchschnitt und selbst Tam - sichtlich bemüht, gefährlich zu erscheinen - seinen Dolch vor sich hielt, splitterte der Chitinpanzer der vordersten Spinne bereits unter Claves' magischer Klinge. Nur Bruchteile einer Sekunde später schlugen Beowulfs Blitze ein. Die Spinnen wichen erschrocken zurück. Claves sprang mutig vor, beim darauf folgenden Hieb prallte sein Dolch aber ungünstig am Chitinpanzer ab und fiel ihm vor die Füße. Aasa und Tam kamen gar nicht mehr zum Zuschlagen, so schnell verschwanden die Spinnen nun im Gang.
Nach dem Erkunden einiger weiterer Sackgassen war die Gruppe schon fast wieder am Ausgangspunkt angelangt, als sie eine etwas größere bewohnte Kammer entdeckten. Ein uralter Zwerg mit einer ehrfuchteinflößenden Ausstrahlung stand gerade von seiner Pritsche auf. Auf Dvarska wechselte er ein paar Worte mit dem polyglotten Beowulf. Dann aber bekam er offenbar mit, daß Moravisch von den Gästen besser verstanden wurde. Er wechselte auf makelloses Moravisch und stellte sich nun der ganzen Gruppe vor. Er hieß Thror Gabelbart und hütete hier das Feuer Torkins, bis die Zwerge zurückkämen, um wieder in Kuz Alhadur zu wohnen. Die Gefährten erfuhren noch etwas: "Oh ja, vor vielen Jahren kam hier ein junger Zwerg namens Varos Steinmalmer an. Er schien recht ambitioniert, aber ich weiß gar nicht, was aus ihm geworden ist."
Aasa zeigte Thror das steinerne Blatt des Moraviseda. Thror war gleichzeitig verwundert und erfreut über die sonderbare Aura des Blattes, konnte aber ansonsten nicht weiterhelfen. Er wies der Gefährten allerdings den Weg zum Festsaal.
Mit Thrors Anweisungen fand die Gruppe schnell den Weg durch das Ganglabyrinth und gelangte auf die Galerie einer riesigen Halle - ganz offensichtlich der Festsaal. An den steinernen Tafeln hatten bestimmt gut 500 Zwerge Platz gehabt zum Essen und Feiern. Mehrere Wendeltreppen führten von der Galerie auf den Boden des Festsaals, wo sich eine große kreisrunde Einlegearbeit aus Sternensilber fand. Krallenspuren zeugten von erfolglosen Bemühungen, das Sternensilber herauszureißen. Drei Ausgänge führten auf der Ebene des Hallenbodens aus dem Festsaal heraus. Außerdem gab es vier weitere Wendeltreppen am Rand und eine große Freitreppe in der Mitte der Halle, die weiter in die Tiefe führten.
Auf Vorschlag Aasas schlug die Gruppe im Festsaal ihr Nachtlager auf. Aus mitgebrachten Holzpflöcken wurde eine kleines Lagerfeuer enrzündet, und die Wachen wurden eingeteilt. Tam übernahm die erste, und nach ein oder zwei ereignislosen Stunden hörte er ein sirrendes Geräusch aus der Richtung des schlafenden Claves. Silbrige Fäden blitzten im roten Licht der Glut des Lagerfeuers auf. Claves wurde von irgendwelchen Spinnenwesen nach oben auf die Galerie gezogen! Tam schlug Alarm und rannte zu Claves, um gerade noch rechtzeitig die Fäden zu durchschneiden. Tam fing Claves gekonnt auf, aber nun lag jener völlig hilflos eingesponnen auf dem Boden. Beowulf und Aasa packte die Wut der Waelinger. Beowulf fuchtelte angsteinflößend mit den Armen, während Aasa mit gezückter Axt und wogendem Busen zur Galerie hinaufrannte. All dies war offenbar genug, um die Spinnen umgehend in die Flucht zu schlagen. Aasa gesellte sich grummelnd zu den übrigen Gefährten, die nun versuchten, Claves' Kokon aus Spinnenseide am Feuer zu trocknen. Tam setzte seine Wache fort, und die anderen versuchten, wieder einzuschlafen.
Doch die nächste Störung ließ nicht lange auf sich warten. Tapsend kamen fünf grob menschenähnliche Wesen aus einem der Seitenausgänge. Tam zog sich in den Schatten zurück, um die Neuankömmlinge mit ihren klauenbewehrten Händen und ihrer eisblauen Haut unbemerkt zu beobachten. Sie redeten in einer Sprache, die entfernte Verwandschaft zum Läinischen, Tams Muttersprache, hatte. Da wurde Tam klar, daß es sich hier um Eistrolle handeln mußte. Bisher hatte er von den Eistrollen nur aus den Erzählungen seines Volkes gehört. Zum Glück waren diese Eistrolle in keinster Weise mit den fürchterlichen echten Trollen zu vergleichen. Geradezu posierlich nähertenn sie sich plappernd dem Lagerfeuer und entdeckten dann auch Tam. Tam bellte ein kurzes "Aufwachen!", um seine Gefährten zu wecken. Die Trolle machten sich unterdessen am Gepäck zu schaffen. Sie entdeckten die Reisekasse und wollten sich damit aus dem Staub machen. Nach einigen Verhandlungen und Drohungen gaben sie sich aber mit einem Taschenspiegel zufrieden und trollten sich.
6. Tag im Luchsmond
Gen Mitternacht beschlossen die Gefährten, daß der Festsaal ein ungeeigneter Ort für eine ungestörte Nachtruhe war, und brachen daß Lager ab. Über die Freitreppe ging es noch tiefer unter die Erde. Angenehmerweise wurde es etwas wärmer. Die Temperatur war jetzt deutlich über dem Gefrierpunkt.
Die Treppe endete in einen 10m mal 10m großen Raum, der von einer Statue des Mahal eingenommen wurde. Die Statue war von Gebetsmulden gesäumt, in der die Zwerge beim Beten niederknieten. Der Andachtsraum hatte einen Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite, durch den die Gefährten rasch weiterzogen.
Nach wenigen Metern gelangten sie in einen weiteren, noch größeren Raum, von dem in alle vier Himmelsrichtungen Gänge wegführten und in dessen Mitte eine brennende Laterne stand. Marmorne Halbsäulen an den Wänden waren mit Zwergengesichtern bemalt, von denen allerdings etliche durch obszöne Koboldsschmierereien entstellt worden waren. An einem der Ausgänge standen drei Zwerge Wache. Die Gefährten begrüßten sie, und offenbar waren ihnen die Zwerge freundlich gesinnt. Man stellte sich einander vor. Die Zwerge gehörten zu einer größeren Gemeinschaft von etwa 30 Mitgliedern, die Kuz Alhadur wieder aufbauen wollten.
Die Zwerge brachten die Gefährten in ihr Lager. Diese Gegend der unterirdischen Stadt enthielt ebenfalls alte Wohnanlagen, allerdings wesentlich großzügiger angelegte. Einige der alten Wohnräume hatten die Zwerge wieder instandgesetzt. In einer zur Gemeinschaftsküche ausgebauten Halle wurde den Gefährten Bier gereicht, während die Zwerge ihre Anführer verständigten.
Nach einiger Zeit betraten zwei herrschaftliche Zwerge die Küche. Der ältere hieß Varos Steinmalmer. Er war in einen aus Schuppen des Tunnelwurms gefertigten Chitinpanzer gekleidet und mit einem großem Kriegshammer bewaffnet. Auf dem Kopf hatte er eine roh geschmiedete Krone. Seine mächtigen Muskelpakete konnten mit denen von Beowulf mithalten. Der jüngere Zwerg hieß Forn Wandelstern, ein Torkinpriester mit etwas hochmütiger Miene.
Es entspann sich ein längeres Gespräch, in dessen Verlauf den Zwergen der Sehende Schlüssel präsentiert wurde, durch den auch sie nur hindurchgreifen konnten. Varos wirkte etwas gierig. Schließlich erzählte er von einer Barriere, die seiner Vermutung nach mit dem Sehenden Schlüssel aufgeschlossen werden konnte. Man beschloß, gemeinsam zu dieser Barriere vorzustoßen - aber erst nach einem zünftigen Zwergenmahl und einigen Mützen Schlaf.
Es muß etwa zehn Uhr morgens gewesen sein, als sich die Gefährten, Varos, Forn und acht weitere Zwergenkrieger auf den Weg zur Barriere machten. Die Zwerge führten sie durch weitere, den anderen zwergischen Göttern geweihte Andachtshallen, nicht ohne vor Eiselementarwesen namens Isingar zu warnen, die sich in einem benachbarten Distrikt breitgemacht hatten. Die Halle der Lishadi enthielt eine umgestürzte Statue, hinter der sich eine aufgebrochene (nun nicht mehr) geheime Tür befand. Durch diese Tür zog die ganze Gruppe nun, die Zwergenkrieger voran, tiefer und tiefer in die Minen. Dabei wurde es immer heißer, bis allen der Schweiß auf der Stirn stand.
Kurz vor dem Ende des langen Ganges kam es zu einem Kampf mit Spinnen. Die Zwerge vertrieben die Spinnen ohne größere Probleme, allerdings war ein Zwerg gebissen worden und litt nun sichtlich am Spinnengift. Tam heilte ihn scheinbar mühelos, was die Zwerge sehr beeindruckte. Offenbar waren sie derartiges von ihren Priestern nicht gewohnt...
Schließlich kam die Gruppe an ein aufgebrochenes Tor. Dahinter betraten sie einen Teil dar Anlage, der sich architektonisch deutlich von allem bisher Gesehenen unterschied. Alles wirkte sehr alt und sehr fremh. Beowulf brummte etwas über Arracht, und Aasa blickte etwas komisch. Bei dem großen Raum hinter dem Tor schien es sich um ein Laboratorium zu handeln, angefüllt mit den seltsamsten Gerätschaften, die dem Uneingeweihten nur Rätsel aufgaben. Unter der Decke hing ein riesiger Foliant an silbernen Ketten. Beowulf vollführte wieder einmal seltsame Gesten und murmelte etwas in seinen Bart, woraufhin der Foliant sich langsam senkte. Man konnte nicht direkt blättern in dem gewaltigen Buch, aber wenn man nur an ein bestimmtes Thema dachte, blätterte das Buch von allein an eine bestimmte Stelle, und die bis dahin leeren Seiten füllten sich auf geheimnisvolle Art und Weise mit Buchstaben. Der Text war mit Elfenrunen in einer altertümlichen Elfensprache geschrieben, die sogar Beowulf mit all seinen Kenntnissen des Eldalyn und des Hochcoraniaid den Schweiß auf die Stirn trieb. Forn blickte ob all dieser Experimente immer noch recht finster drein.
Die nächsten Stunden blätterte und las Beowulf fieberhaft in dem Folianten und versuchte, den fremden Worten Sinn abzuringen. Die Gefährten erinnerten sich dabei an die Visionen, die die Enträtselung des sehenden Schlüssels begleitet hatten. Alles zusammen ergab so etwas wie ein Bild: Eine sogenannte Norne namens Hakhaba wache über die Zwergenstadt Kuz Alhadur. Sie sei die uralte Dienerin eines "Geistes der Freiheit". Ihr Volk, die Arracht, seien die erstgeborenen Kinder des Geistes der Freiheit, und sie selbst eines der ersten, ältesten und mächtigsten seiner Wesen. Der Geist der Freiheit selbst sei nur die erste von insgesamt sechs Urmächten, die mit verschiedenen Farben und Elementen assoziiert würden. So nenne man den Geist der Freiheit auch den "Blauen Herr". Sein Element sei die Luft. Die anderen fünf Urmächte, also der gelbe, der grüne, der rote, der schwarze und der weißer Herr, hätten sich irgendwann gegen den Geist der Freiheit verbündet und ihn zu Unrecht gefangen gesetzt.
Beowulf schossen nun ungute Vermutungen über das Unheil, was hinter der Barriere wohl warten würde und was mit dem sehenden Schlüssel freigesetzt werden könnte... Waren die Gefährten kurz davor, einen fürchterlichen Fehler zu begehen? Über deren ursprüngliche Probleme, nämlich die im Sonnenlicht wandelnden Vampire und die blaue Kugel Mizquitotls, hatten sie immer noch rein gar nichts herausgefunden. Der Foliant schien nur Informationen bis zu einem gewissen Zeitpunkt zu erhalten, der weit in der Vergangeheit lag. Und die Visionen deuteten darauf hin, daß damals ein Bann auf diese Stätte gelegt wurde...