Mid6Umstiegsgutachten: Unterschied zwischen den Versionen
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Man kann wohl davon ausgehen, daß M5 mit dem Ziel der Entrümpelung und Vereinfachung entstanden ist. Meiner Einschätzung nach ist das allerdings nur in Teilen gelungen, siehe [[Mid5Umstiegsgutachten|M5-Umstiegsgutachten]]. Im dort enthaltenen Kapitel [[Mid5Umstiegsgutachten#Was_ich_mir_gew.C3.BCnscht_h.C3.A4tte...|Was ich mir gewünscht hätte...]] beschreibe ich eine Vereinfachung, die ich für wirklich sinn- und wirkungsvoll gehalten hätte: Die Abschaffung der 100er-Skala für Eigenschaften, des PW und schlußendlich des W100. | Man kann wohl davon ausgehen, daß M5 mit dem Ziel der Entrümpelung und Vereinfachung entstanden ist. Meiner Einschätzung nach ist das allerdings nur in Teilen gelungen, siehe [[Mid5Umstiegsgutachten|M5-Umstiegsgutachten]]. Im dort enthaltenen Kapitel [[Mid5Umstiegsgutachten#Was_ich_mir_gew.C3.BCnscht_h.C3.A4tte...|Was ich mir gewünscht hätte...]] beschreibe ich eine Vereinfachung, die ich für wirklich sinn- und wirkungsvoll gehalten hätte: Die Abschaffung der 100er-Skala für Eigenschaften, des PW und schlußendlich des W100. | ||
− | Vielleicht haben die M6-Autoren ja mitgelesen, denn genau das ist mit M6 passiert. | + | Vielleicht haben die M6-Autoren ja mitgelesen, denn genau das ist mit M6 passiert. Vielleicht hat M6 aber gleich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, denn die Eigenschaften wurden gleich ganz abgeschafft. Ich finde diese Idee durchaus interessant und in gewisser Hinsicht auch konsequent, spielten die Eigenschaften im laufenden Spiel doch schon immer eine eher untergeordnete Rolle. Der Einfluß auf die diversen Boni ist beim alten Midgard natürlich erheblich, aber es hat mich auch immer ein wenig gestört, daß diese Boni eben wirklich nur von einem Satz anfänglicher Würfelwürfe abhängen mit keinem Gestaltungsspielraum (oder ein wenig Gestaltungsspielraum mit der Regelung zu Wunschcharakteren). Trotz dieser Reize, die die Eigenschaftsabschaffung durchaus hat, sehe ich allerlei Probleme damit, aber ich wollte hier ja nicht zu sehr ins Detail gehen… |
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+ | Ein anderer von mir geäußerter Wunsch ging in Richtung von unnötig fein abgestuften WM bzw. auch anderen Einschränkungen und Vorteilen. Z.B. habe ich für M4 eine Matrix der verschieden Abstufungen von Handlungsunfähigkeit und Werlosigkeit aufgestellt, die sage und schreibe 13 verschieden Zustände kennt. Für M5 habe ich das noch nicht durchgerechnet, da mögen es ein paar weniger sein, aber wer weiß… Ich habe die Frage aufgeworfen, ob diese ganzen Abstufungen wirklich nötig sind. M6 hat nun WM gleich ganz abgeschafft und durch ''Vorteil'' und ''Nachteil'' ersetzt, wobei man hier mit zwei Würfeln würfelt und das höchste bzw. niedrigste Ergebnis zählen läßt. Es gibt immer noch Unterschiede ob man nun keine AP bzw. wenig LP hat, aber es ist schon ganz sympathisch, daß alles schließlich entweder bei einem ''Vorteil'', einem ''Nachteil'', oder einem normalen Wurf endet. Ich bin mir wieder nicht so sicher, ob man so weit hätte gehen müssen. WM finde ich intuitiv und einfach zu handhaben, nur sollte man es mit der Granularität und den verschiedenen Einflußgrößen eben nicht übertreiben. | ||
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+ | M6 nimmt das mit der Vereinfachung generell wirklich sehr ernst. Wir kennen natürlich noch nicht die vollständigen Regeln, aber ich denke, man kann an der Regelstruktur schon ablesen, wie radikal die Vereinfachung gegenüber M5 ist. Dies geht natürlich weit darüber hinaus, was ich mir mal gewünscht habe (und ich denke auch, daß Pegasus hier an den Bedürfnissen der alteingesessenen Midgärdner vorbeigeschrieben hat), aber ich finde es doch sehr amüsant, daß dabei meine Wunschliste komplett abgedeckt wurde. | ||
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+ | Ein anderer Wunsch, der nun allerhöchstens mittelbar mit Vereinfachung zu tun hat, wurde auch erfüllt: Ich hatte kritisiert, daß die (alten) Midgardregeln bei all ihrer Reichhaltigkeit und Komplexität es manchmal an Präzision mangeln lassen. Ich hatte das mit den Regeln zu einem Brettspiel verglichen, was ja irgendwie auch angebracht ist, wenn man bedenkt, daß die Midgard-Kampfregeln ihren Ursprung in Skirmish-Spielen haben. Nun, M6 vereinfacht zwar viel und setzt auch bewußt auf freies Gestalten bei den Kämpfen (sehr amüsant die Beschreibung des Kampfbonus' ''Beeindrucken'': „Beeindrucke alle, die dich sehen können. Die SL entscheidet situativ über den genauen Effekt.“), aber es tut genau das, was ich mir immer gewünscht habe, nämlich bei den Teilen, die explizit geregelt sind, exakt und vollständig zu formulieren (so weit ich das bislang sehen kann), eben wie man es auch bei einem (modernen) Brettspiel erwarten würde. | ||
==Was von Midgard übrig ist== | ==Was von Midgard übrig ist== |
Version vom 29. November 2024, 00:39 Uhr
Die sechste Auflage von Midgard ist im Anmarsch, jetzt unter der Regie von Pegasus. Aktuell liegt der sogenannte playtest guide (PTG) vor, also auf deutsch ein (recht umfänglicher) Auszug aus dem aktuellen Stand der Regeln zzgl. eines Abenteuers mit vorgefertigten SpF. Pegasus stellt diesen PTG großzügigerweise zum kostenlosen Download zur Verfügung. In der Tradition des „Umstiegsgutachtens“ auf M5 will ich hiermit auch ein paar Gedanken zu einem Umstieg auf M6 niederschreiben, alles rein auf Basis des PTG (sprich, da kann sich noch was ändern bis zur endgültigen Version des neuen Regelwerks).
Die Schlußfolgerung will ich gleich vorneweg verraten: Die Frage stellt sich eigentlich nicht. M6 ist nicht wirklich eine inkrementelle Weiterentwicklung wie all die vorigen Auflagen, sondern viel eher ein neues Rollenspielsystem, das zwar einige erkennbare Anleihen beim alten Midgard nimmt, aber mehrheitlich ganz andere Regelmechanismen benutzt und auch eine ziemlich andere Philosophie zugrundelegt. Da obendrein auch noch die Spielwelt einem fast vollständigen „Reboot“ unterzogen wird, gibt es kaum noch Verbindungspunkte. Eine laufende Kampagne auf M6 umzustellen erscheint mir kaum praktikabel. Eine neue Kampagne mit M6 zu starten käme eher einem kompletten Systemwechsel gleich. Die Frage nach einem Umstieg wäre also eher die, ob man das alte Midgard (Welt wie Regelsystem) wirklich gänzlich verlassen will, woraufhin aber ja nicht nur M6, sondern die Gesamtheit an Fantasy-Pen&Paper-Rollenspielen als neues System infrage kämen. Kurzum: Einen Umstieg im Sinne eines inkrementellen Regelupdates kann es also gar nicht geben. Wir werden sicher, so lange wir Lust haben und es noch Abenteuer zu erleben gibt, beim alten Midgard bleiben.
Damit wäre dieses Umstiegsgutachten eigentlich bereits vollendet. Ich will dennoch ein paar grundsätzliche Betrachtungen zu M6 loswerden, aber natürlich nicht in dem Detailgrad wie zuvor zu M5. Dazu sind die Unterschiede auch einfach zu groß.
Inhaltsverzeichnis
Übereinstimmung mit meiner Wunschliste
Man kann wohl davon ausgehen, daß M5 mit dem Ziel der Entrümpelung und Vereinfachung entstanden ist. Meiner Einschätzung nach ist das allerdings nur in Teilen gelungen, siehe M5-Umstiegsgutachten. Im dort enthaltenen Kapitel Was ich mir gewünscht hätte... beschreibe ich eine Vereinfachung, die ich für wirklich sinn- und wirkungsvoll gehalten hätte: Die Abschaffung der 100er-Skala für Eigenschaften, des PW und schlußendlich des W100.
Vielleicht haben die M6-Autoren ja mitgelesen, denn genau das ist mit M6 passiert. Vielleicht hat M6 aber gleich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, denn die Eigenschaften wurden gleich ganz abgeschafft. Ich finde diese Idee durchaus interessant und in gewisser Hinsicht auch konsequent, spielten die Eigenschaften im laufenden Spiel doch schon immer eine eher untergeordnete Rolle. Der Einfluß auf die diversen Boni ist beim alten Midgard natürlich erheblich, aber es hat mich auch immer ein wenig gestört, daß diese Boni eben wirklich nur von einem Satz anfänglicher Würfelwürfe abhängen mit keinem Gestaltungsspielraum (oder ein wenig Gestaltungsspielraum mit der Regelung zu Wunschcharakteren). Trotz dieser Reize, die die Eigenschaftsabschaffung durchaus hat, sehe ich allerlei Probleme damit, aber ich wollte hier ja nicht zu sehr ins Detail gehen…
Ein anderer von mir geäußerter Wunsch ging in Richtung von unnötig fein abgestuften WM bzw. auch anderen Einschränkungen und Vorteilen. Z.B. habe ich für M4 eine Matrix der verschieden Abstufungen von Handlungsunfähigkeit und Werlosigkeit aufgestellt, die sage und schreibe 13 verschieden Zustände kennt. Für M5 habe ich das noch nicht durchgerechnet, da mögen es ein paar weniger sein, aber wer weiß… Ich habe die Frage aufgeworfen, ob diese ganzen Abstufungen wirklich nötig sind. M6 hat nun WM gleich ganz abgeschafft und durch Vorteil und Nachteil ersetzt, wobei man hier mit zwei Würfeln würfelt und das höchste bzw. niedrigste Ergebnis zählen läßt. Es gibt immer noch Unterschiede ob man nun keine AP bzw. wenig LP hat, aber es ist schon ganz sympathisch, daß alles schließlich entweder bei einem Vorteil, einem Nachteil, oder einem normalen Wurf endet. Ich bin mir wieder nicht so sicher, ob man so weit hätte gehen müssen. WM finde ich intuitiv und einfach zu handhaben, nur sollte man es mit der Granularität und den verschiedenen Einflußgrößen eben nicht übertreiben.
M6 nimmt das mit der Vereinfachung generell wirklich sehr ernst. Wir kennen natürlich noch nicht die vollständigen Regeln, aber ich denke, man kann an der Regelstruktur schon ablesen, wie radikal die Vereinfachung gegenüber M5 ist. Dies geht natürlich weit darüber hinaus, was ich mir mal gewünscht habe (und ich denke auch, daß Pegasus hier an den Bedürfnissen der alteingesessenen Midgärdner vorbeigeschrieben hat), aber ich finde es doch sehr amüsant, daß dabei meine Wunschliste komplett abgedeckt wurde.
Ein anderer Wunsch, der nun allerhöchstens mittelbar mit Vereinfachung zu tun hat, wurde auch erfüllt: Ich hatte kritisiert, daß die (alten) Midgardregeln bei all ihrer Reichhaltigkeit und Komplexität es manchmal an Präzision mangeln lassen. Ich hatte das mit den Regeln zu einem Brettspiel verglichen, was ja irgendwie auch angebracht ist, wenn man bedenkt, daß die Midgard-Kampfregeln ihren Ursprung in Skirmish-Spielen haben. Nun, M6 vereinfacht zwar viel und setzt auch bewußt auf freies Gestalten bei den Kämpfen (sehr amüsant die Beschreibung des Kampfbonus' Beeindrucken: „Beeindrucke alle, die dich sehen können. Die SL entscheidet situativ über den genauen Effekt.“), aber es tut genau das, was ich mir immer gewünscht habe, nämlich bei den Teilen, die explizit geregelt sind, exakt und vollständig zu formulieren (so weit ich das bislang sehen kann), eben wie man es auch bei einem (modernen) Brettspiel erwarten würde.